Mein persönlicher Geburtsbericht – warum Yoga geholfen hat, auch wenn alles anders lief als geplant

„Life does not become easier [with yoga]; we become easier with life just as it is, without conclusions, fail-safe securities, or the promise of happily-ever-after.“

Bringing Yoga to Life ,…

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„Life does not become easier [with yoga]; we become easier with life just as it is, without conclusions, fail-safe securities, or the promise of happily-ever-after.“

Bringing Yoga to Life , Donna Farhi, page 229

Warum teile ich hier etwas sehr privates und persönliches?

Weil ich der Meinung bin, dass andere davon profitieren können und es hoffentlich auch tun. Mein persönlicher Geburtsbericht und warum Yoga, obwohl alles anders lief, geholfen hat und Yoga nicht Wünsche erfüllt, sondern uns damit ausstattet mit dem Leben umgehen zu können, wie es nunmal ist.

Oft kommen Dinge einfach vollkommen anders als gehofft – egal wie viel man sich vorbereitet. Meine Geburtserfahrung war so ziemlich das Gegenteil von dem, was ich mir gewünscht hatte und worauf ich sehr gezielt hingearbeitet habe. Ich war fest davon überzeugt, dass mit meiner Vorbereitung und meinen Voraussetzungen, nie das passieren könnte, wie es am Ende lief…

Dies ist kein positiver Geburtsbericht, sonder ein ehrlicher und einer, der hoffentlich Ängste nehmen kann. Ich hätte sowas gerne vorher gelesen und mich somit weniger auf eine ideale Version versteift. Dank meiner langjährigen Yoga- und Meditationspraxis konnte ich mich auf die neue Situation gut einlassen. Ich denke aber, dass mir ein authentischer Bericht sehr geholfen hätte, noch etwas leichter mit der Geburt meines Sohnes zu sein…

So gut die ganzen Tipps und Bilder der positiven Geburt gemeint sind, so können sie auch verschleiern, dass es heutzutage immer noch ist anders kommt. Ich bin trotz meiner Erfahrung der Meinung, dass Geburten von Natur aus zwar schmerzhaft und wohl die größte Herausforderung sind, aber nicht so schwer sein müssen, wie sie meistens sind. Dabei aber zu glauben, es braucht nur ein wenig mehr Meditation und Dammmassage, um gegen etwas vorzubeugen, was seit Jahrzehnten in uns Frauen ist und kulturell so verankert ist, ist zu kurz gedacht. Es ist nicht so einfach. Eine Geburt ist unbeschreiblich komplex und ein Prozess aus so vielen einzelnen Schritten und Geschehnissen, die zu einem großen sich zusammenfügen. Da kann es einfach sehr viele Abweichungen geben. Daher hier mein Geburtsbericht, von Herzen an dich. Vielleicht weil du es spannend findest, weil du selbst kurz vor einer Geburt stehst oder es bereits hinter dir hast… Ich hoffe du nimmst etwas mit aus meiner Geschichte.

Fast täglich habe ich mit meiner Geburtsmala und meinem Mantra meditiert, dazu Atemübungen a la Hypnobirthing gemacht, denn das sollte mir ja eine Wassergeburt bei Kerzenlicht im Geburtshaus garantieren. Hoffentlich. Mein Mantra „Ich vertraue mir und folge meiner Intuition. Ich vertraue meinem Baby und lasse Kontrolle los.“ sollte genau das manifestieren. Das hat es auch, nur vollkommen anders als erwartet, denn ich musste auf einem ganz anderen Level vertrauen.

Meine Intuition war on fire und hat mehrmals mir schon vorher die Antworten zugemurmelt. Die Kontrolle abgeben musste und mich vollkommen einlassen auf da genaue Gegenteil, weil mein Baby etwas anders brauchte, als ich gehofft hatte. All das war eine große Herausforderung.

Geplant war Geburtshaus und ohne Interventionen, passiert ist Krankenhaus mit PDA und am Ende ein Kaiserschnitt oder Bauchgeburt

Ich konnte bereits währenddessen meinen Frieden damit schließen, denn es ging nicht anders und ich war mir immer bewusst, dass ich nur wenig beeinflussen kann. Genau hier hat Yoga unglaublich geholfen. Denn meine Praxis besteht sehr viel daraus, mit dem zu Sein was gerade ist, anzunehmen, auch wenn etwas unangenehm ist und herauszufinden, ob ich etwas daran ändern kann oder nicht. Ich konnte nichts daran ändern, dass mein Geburtsverlauf so war, wie er war.

Egal wieviel ich meditiert habe, Affirmationen aufgesagt oder visualisiert habe, Mutter Natur ist eine Urgewalt und ich bin einfach dankbar, dass moderne Medizin mir einen gesunden Jungen in die Arme gelegt hat.

Alles ging wie im Bilderbuch abends langsam los. Ich habe im Kerzenschein und Birth Playlist mich auf die bevorstehende, transformierende Erfahrung eingestellt, meditiert und geatmet, während mein Partner noch geschlafen hat. Nach 5 Stunden Wehen zu Hause wurde der Abstand verkürzt auf ungefähr 5min und wir riefen die Hebamme an. Eine Stunde später trafen wir uns am Geburtshaus, um uns in ihre helfende Hände zu begeben.

Der Verlauf der Wehen war genau wie es sein soll. Sie wurden langsam stärker und dazwischen konnte ich in unserem Geburtszimmer entspannen. Habe mich intuitiv bewegt und mit tiefen Atemzügen ganz den Wellen hingeben können.
Das Angebot mich vaginal zu untersuchen habe ich abgelehnt, einmal da ich im Vertrauen bleiben wollte und auch, weil ich Angst hatte, dass noch nicht viel passiert war und somit meine Motivation nach vielen intensiven Stunden aufgebraucht sein könnte. Hier war meine Intuition bereits auf dem richtigen Dampfer, nur wollte ich es nicht wahr haben.

Nach einer Weile, mit mittlerweile beinahe unerträglichen Schmerzen ging es in die Badewanne, die diese die Schmerzen etwas erträglicher machte. Dort im schummrigen Licht und mit meinem Partner neben mir, kam aus dem Nichts zwischen Atem und Schmerz, wie ein Korken, den man unter Wasser gedrückt hat ein Gedanke glasklar hochgeploppt: „Du brauchst eine PDA.“ Ich sprach es nicht aus, denn irgendwie fühlte es sich an als würde ich aufgeben, würde ich das Wort PDA in den Mund nehmen.

Nach einer Weile bat die Hebamme mich wieder aus dem Wasser zu kommen und entschied, dass sie nun nach dem Muttermund tasten wollte, um zu sehen, wie es uns geht und wie der Kopf liegt. Leider ist genau das eingetreten, was ich bereits wusste und nicht wollte:

das Köpfchen lag nicht richtig im Becken, was dazu geführt hatte, dass ich stundenlang (ich glaube es waren ca 8h) sehr schmerzhafte Wehen hatte, jedoch mein Muttermund sich nicht begann zu öffnen und auch nicht ganz abgesenkt war. Etwas, was wohl öfter passieren kann und nicht vorher ersichtlich ist.

Meine wundervollen Hebammen im Geburtshaus haben dann sehr klar entschieden, dass bei solch einer Laune der Natur, die auch bei einer Traumschwangerschaft wie bei mir nicht vorhersehbar ist, dass ich eine PDA im Krankenhaus brauche. Genau, was in der Badewanne intuitiv hochkam.

Mit dem Notarzt ging es dann in die nächste Klinik. Leider nicht in meine Wunschklinik sondern die nächstgelegene, denn schon die 10min Fahrt dort hin, waren unglaublich intensiv und ich war mit meinen Kräften beinahe am Ende. Zu dem Zeitpunkt wollte ich nur noch Schmerzlinderung und das so schnell wie möglich.

Auch wenn die Hebammen ganz klar waren und ich es nicht mehr lange ausgehalten hätte, so blieb doch ein fahler Beigeschmack übrig. Gedanken schwirrten in mir umher: Haben es andere Frauen länger ausgehalten? Waren die Schmerzen wirklich schlimm oder nur ich nicht hart genug? Ab ins Vergleichskarusell, ob ich auch wirklich genug getan hatte.

In meinem Kopf war Krankenhaus der Gegner. Hier will jede*r dir Medikamente aufschwatzen und zum Profit beitragen, in dem du als Gebärende gedrängt wirst auf Zeit und Effizienz. Zum Glück war meine Erfahrung im Krankenhaus sehr positiv. Das Team, ob Hebamme, Schwestern oder Ärztin, war durchweg sehr nett, ich wurde immer informiert und respektiert in meinen Wünschen, soweit es möglich war.

Nach der langersehnten PDA, die nochmal ungefähr 1,5 Stunden auf sich warten ließ (die Anästhesie war in OPs beschäftigt), konnten Baby und ich uns entspannen und wieder Kraft schöpfen. Ich war so unendlich dankbar für diese Möglichkeit und bis dahin hatte sich auch noch nichts im Bezug auf den Muttermund getan, nach geschlagenen 14h Wehen.

In den kommenden Stunden haben wir mit der Hebamme alles versucht, damit Baby in die richtige Position rutscht, doch leider vergeblich. Doch auf die Ärztin hatte noch nicht alle Hoffnung aufgegeben. Es sollte eine dritte Runde Oxitozyn geben, um den Muttermund auf 10cm zu bekommen und Baby auch mit Schieflage natürlich auf die Welt zu bringen. Kurz davor hatte ich wieder so einen Moment.

Genauso wie bei der PDA hatte ich einen Moment wo ich wusste, dass es wohl ein Kaiserschnitt wird. Wo Hebamme und Ärztin noch motiviert waren, dass es noch klappen könnte. Ich konnte vor meinem Inneren Auge einfach nicht sehen, dass wir noch die Kraft haben ihn natürlich zur Welt zu bringen. Ich sagte bereits, dass ich glaube ein Kaiserschnitt mache Sinn…

Aber probieren wollten wir es trotzdem und es gab nochmal Oxitozyn für die Wehen. Nur wenige Minuten später hat Baby uns die Entscheidung abgenommen, als er klar zeigte, dass auch seine Kräfte am Ende waren und seine Herztöne schlechter wurden.

Dann ging alles unglaublich schnell und er kam per Kaiserschnitt auf die Welt. Er dürfte gleich auf meine Brust und mein Partner war auch dabei, als wir unseren Sohn das erste mal erblicken dürften. Irgendwo im Nebel unter all den Schmerzmitteln konnte ich diesen kleinen Menschen willkommen heißen. Was für ein unglaublicher Moment. Schwer zu greifen, vollkommen überwältigend und surreal.

Da alles auch für unseren Sohn etwas überwältigend war, hatte er Probleme mit der Atmung und brauchte etwas Unterstützung. Wohl nicht besonders ungewöhnlich, aber das frisch geborene Baby mit Atemmaske zu sehen war wirklich schlimm für uns. Dazu blieb er leider 2 Nächte und einen Tag auf der Beobachtungsstation bevor er endgültig zu uns durfte. Dann konnten wir ihn kuscheln, kennenlernen, gemeinsam heilen und 2 Nächte später endlich nach Hause.

Ich kann ehrlich sagen, dass es alles andere als eine Traumgeburt war und eine sehr herausfordernde Zeit und Start ins Leben. Ich hatte es mir sanft für ihn und machtvoll für mich gewünscht.

Es ist okay wie es lief und ich respektiere, dass ich keinen Einfluss auf den Ablauf hatte und habe auch alles getan, damit es leichter ist für ihn. Ich merke, dass es sicher noch dauert, dass ich dieses Gefühl von Passivität durch die OP einordnen kann und mein Zutun zur Geburt meines Kindes anerkennen kann. Aber auch da weiß ich, dass es kommen wird.

Yoga hilft auch hier. Ich war offen für alles, konnte mich hingeben und gleichzeitig hat mir meine Intuition auch gezeigt, dass es okay war. Atmen hat mich durch die Schmerzen gebracht und mit dem besten Partner der Welt an meiner Seite, sind wir nun zu dritt.

Das eigentliche Abenteuer hat ja gerade erst begonnen.

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Ich hoffe, ich konnte auch dir mit diesem ehrlich und offenen Bericht helfen. Wenn du dich mit mir und Kale&Cake online auf deine Geburt vorbereiten möchtest und mit deiner Rückmeldung beginnen möchtest, dann schau gerne hier in unserem Online Studio vorbei. Neben Prä- und Postnatal Videocollections, planen wir für diesen Herbst auch eine 8-teilige postnatal Kursreihe und haben viele schwangerenfreundliche Inhalte in unserer On Demand Videothek!

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